Frankreich (2014)
Im April 2014 führte das Institut für Endlagerforschung eine Exkursion nach Frankreich durch, die im Rahmen der Vertiefungsrichtung Management und Endlagerung radioaktiver Abfälle des Studiengangs Geoenvironmental Engineering stattfand. Bei der von Prof. Dr. Klaus-Jürgen Röhlig organisierten Exkursion wurden ausgewählte Einrichtungen der ANDRA (Agence nationale pour la gestion des déchets radioactifs) besucht. Die staatliche Behörde ist für das Management radioaktiver Abfälle zuständig.
Am Mittwoch, dem 9. April wurde mit dem Centre de l'Aube nahe des Ortes Soulaines-Dhuys (Dép. Aube) ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle besucht, welches über ein Fassungsvermögen von 1 Mio. m³ verfügt und seit 1992 in Betrieb ist. Der Betrieb läuft in größerem Umfang automatisiert und computerüberwacht ab. Die Abfallfässer und Beton-Gebinde werden anders als die hochradioaktiven Abfälle nicht in der Tiefe, sondern oberflächlich gelagert. In sechs Schichten werden sie auf einer Beton-Plattform, die durch kleine Kanäle entwässert wird, aufeinandergestapelt. Sobald das Lager vollständig mit radioaktiven Abfällen gefüllt ist, wird es wasserundurchlässig gemacht, mit Erde überdeckt und planmäßig für die folgenden 300 Jahre überwacht, bis die Strahlung auf ein natürliches Niveau abgeklungen ist. Während anfangs davon ausgegangen wurde, dass jährlich etwa 30.000 m³ Abfall angeliefert werden, stellte sich zwischenzeitlich heraus, dass diese Mengen nicht erreicht werden, weshalb die Betriebszeit von ursprünglich prognostizierten 30 Jahren auf etwa 60 Jahre ansteigen wird. Eine eigene Kompaktierungsanlage befindet sich vor Ort.
Nachmittags erfolgte die Besichtigung des seit 2003 in Betrieb befindlichen CIRES (Centre industriel de regroupement, d'entreposage et de stockage) in Morvilliers (Dép. Aube), einem Endlager für sehr schwach radioaktiven Abfall (very-low-level radioactive waste), der vorwiegend aus dem Rückbau von Kernkraftwerken stammt.
Am Donnerstag wurde das Felslabor in Bure (Dép. Meuse) besucht. In dem Untertagelabor in etwa 500 Metern Teufe wird eine etwa 130 Meter mächtige, tonige bis mergelige Sedimentgesteinsabfolge untersucht, um Aussagen über ihre Eignung als Wirtsgestein für ein Endlager für hochradioaktive und langlebige mittelradioaktive Abfälle treffen zu können. Nach ersten Bohrungen im Jahr 1994 beschloss man im Dezember 1998 den Bau des Untertagelabors, welcher 2000 begonnen und 2007 abgeschlossen wurde. Die Kosten beliefen sich auf nahezu 1 Mrd. Euro. Im Juli 2016 stimmte das französische Parlament dem Ausbau des Labors zu einem Endlager zu, welches die radioaktiven Abfälle für mindestens 100.000 Jahre sicher einschließen soll. Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren. In den ersten 300 Jahren soll eine Rückholung der Abfälle möglich sein. Mit der Einlagerung ist nicht vor 2030 zu rechnen.
Das touristische Programm der Exkursion bestand unter anderem aus einem Besuch des historischen Stadtzentrums von Metz an der Mosel.